Das Geheimnis der Unsterblichkeit

 

Teil III: Das unbegrenzte Potential des Unsterblichen

 

 

Wir fragen ein weiteres Mal: Was heißt es, ein Unsterblicher zu sein?

 

Um eine Kuh zu sein, ist nicht viel mehr erforderlich, als bloß zu existieren.

 

Das gilt für einen Menschen nicht. Natürlich ist auch ein Baby ein „Mensch“. Wahr ist aber auch: Es ist erst „richtig“ ein Mensch, wenn es Laufen, Sprechen, Lesen, Schreiben, Rechnen und vieles andere mehr gelernt hat, was zum „Menschsein“ nun einmal dazugehört. So paradox es klingt, so wahr ist es doch: Der Mensch muss zum Menschen erst noch werden.

 

Ein Wesen, das das Potential brachliegen lässt, mit dem die Natur – oder Gott – es beschenkt hat, erfüllt seine Bestimmung nicht.

 

Für ein höheres Wesen als ein Tier bedeutet „Leben“ also: Die in ihm angelegten Fähigkeiten bewusst zu nutzen und immer weiter zu entwickeln.

 

Das gilt auch für ein nicht-materielles Geschöpf wie Ihre Seele. Wenn Sie sich wirklich verwandeln und eine Seele werden wollen, müssen Sie das gigantische Potential eines solchen Geistwesens erkennen, anwenden, entwickeln und ständig erweitern.

 

Auf dieser göttlichen Ebene ist jeder Mensch der Erbauer seiner eigenen Seele und der Architekt seiner eigenen Unsterblichkeit. (TL VII, 365) 

 

Ihre Ewige Individualität steht gerade erst am Anfang ihrer bewussten Entwicklung. Sie ist heute noch wie ein Baby: klein, schwach, ungeschützt, verletzlich und leidend.

 

Wir sind noch nicht wie Reiter, die dem Esel (dem Körper) mit Kraft und Geschicklichkeit ihren Willen aufzwingen. Unser höheres Selbst ist einstweilen noch ein Kleinkind, das zwar im Sattel sitzt, aber den Esel nicht lenkt, sondern von ihm nach dessen Belieben hierhin und dorthin getragen wird.

 

Sie müssen Ihr geistiges Wesen heranbilden, wie Sie ein Kind erziehen – damit es von einer kleinen und schwachen zu einer großen und starken Seele wird.

 

Genau wie für den Körper, müssen Sie auch für Ihre Seele im wahrsten Sinne des Wortes „Bodybuilding“ betreiben. Auch Ihr ewiges Wesen müssen Sie nähren, pflegen, heilen, üben, stärken und größer werden lassen.

 

 

Werde, der Du bist

 

Deshalb sagten schon die alten Weisen, scheinbar paradox: Werde, der Du bist.

 

Das meint: Obwohl Sie – Ihr wahres Ich – unsterblich sind, müssen Sie noch einige Anstrengungen unternehmen, um zu einem Wesen zu werden, das tatsächlich die Möglichkeiten eines Unsterblichen nutzt.

 

Ein Beispiel: Sie haben vor einigen Minuten gelernt: Ihr wahres Ich ist unverletzlich und unvergänglich. Und was ist, wenn plötzlich jemand kommt und Sie mit einer Pistole bedroht? Sie haben Angst!

 

Sie sehen: Es ist ein weiter Weg von der bloß intellektuellen Erkenntnis, dass nichts einer Seele etwas anhaben kann, bis hin zu einem Wesen, das sich tatsächlich in keiner Situation mehr fürchtet.

 

Die kleine Seele fühlt sich immer wieder gefährdet, obwohl sie doch ewig und damit unangreifbar ist. Sie sind noch nicht wirklich ein Unsterblicher, solange Sie noch Angst vor dem Tod haben!

 

 

Eigenschaften eines Unsterblichen erwerben

 

Letztlich entscheidend ist nicht so sehr, Unsterblichkeit als solche zu erlangen, sondern die Eigenschaften, die Fähigkeiten heranzubilden, die einen Unsterblichen ausmachen. Ein Mensch muss laufen, ein Fisch schwimmen und ein Vogel fliegen können, um seine Natur zu verwirklichen. Ebenso muss ein Unsterblicher lernen, auf der materiellen Ebene tatsächlich unverletzlich – und damit unbesiegbar, furchtlos, frei, freudig und selbstlos aufzutreten.

 

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Das Potential des Unsterblichen besteht aus einem Strauß von Eigenschaften (Unverletzlichkeit, Unbesiegbarkeit, Furchtlosigkeit, Freiheit, Lebensfreude, Selbstlosigkeit), die wir aber erst noch entwickeln müssen.

 

Sehen wir uns diese Eigenschaften jetzt genauer an.

 

 

1. Unvergänglichkeit, Unverwundbarkeit, Unbesiegbarkeit

Nikolaus Roerich „Tsong kha-pa

 

Wissen Sie, was Ihr größter Schatz ist? Ihre Unvergänglichkeit! Können Sie sich überhaupt vorstellen, was das bedeutet?!

 

Sie sind eine Seele, kein physisches, sondern ein geistiges Wesen! Das bedeutet vor allem: Keine Macht der Welt kann Ihnen etwas anhaben:

 

Sie sind ewig und unzerstörbar.

 

Alle Angriffe gegen die Gesundheit oder die Unversehrtheit Ihres Körpers verfehlen ihr Ziel: Sie können Ihr wahres Ich gar nicht treffen.

 

Ein Schuss durch den Mantel geht an Ihrem Leib vorbei. Ein Schlag auf den Esel trifft den Reiter nicht.

 

Ebenso wenig wird Ihre Seele durch eine Verletzung des Körpers berührt.

 

Machen Sie sich bewusst, vergessen Sie nie: Sie sind tatsächlich unverwundbar!

 

Selbst der Tod kann Sie nicht schrecken:

 

Ihr wahres Ich lebt ja fort und ist vom Ende des Körpers ebenso wenig betroffen wie der Reiter vom Tod seines Esels.

 

Der Unsterbliche ist wie ein Gott: unverletzlich und unbesiegbar!

 

Möge der Mensch nur verstehen, dass niemand ihn seines Lebens berauben kann. Tapferkeit erstarkt durch das Bewusstsein, dass das Leben unzerstörbar ist. Nur das volle Verstehen der Unzerstörbarkeit des Lebens ist von Wert. (Br II, 751) 

 

Solange Sie noch eine kleine Seele sind, fühlen Sie sich immer wieder verletzt, obwohl Sie eigentlich unverletzlich sind.

 

 

2. Furchtlosigkeit

 

Wenn Sie ein unvergängliches, unverwundbares Wesen sind, brauchen Sie sich vor nichts und niemandem zu fürchten. Nichts und niemand kann Ihnen etwas anhaben. Selbst der Tod (des Körpers) berührt das ewige Leben Ihrer Seele nicht.

 

Man muss die völlige Unanfechtbarkeit und Ewigkeit des Lebens kennen, um furchtlos voranzuschreiten. Man muss die Unzerstörbarkeit seines Wesens begreifen, um diesen Wert auf die Waage zu legen. (FW I, 202) 

 

Die Ängste der Menschen sind zahlreich: Sie fürchten den Verlust von Angehörigen, des Arbeitsplatzes, des Besitzes, der Gesundheit und vieler anderer Dinge mehr. Indem Sie sich in Seelen verwandeln, überwinden Sie diese Schwäche: Als geistiges Wesen benötigen Sie alle diese Dinge nicht, weder für Ihr Überleben noch für Ihr Wohlergehen.

 

Wuchern Sie mit diesem Pfund! Werfen Sie Ihre Unvergänglichkeit in die Waagschale! Lassen Sie den herrlichen Schatz nicht ungenutzt! Die erste Gebrauchsanwendung wird sein, völlige Furchtlosigkeit zu erwerben.

 

Denkt darüber nach, was Gefahr ist. Die sogenannte Gefahr ist nichts anderes als Angst um unseren gegenwärtigen Zustand. Doch wenn wir wissen, dass jeder Zustand vom Bewusstsein geschaffen wird, das unzerstörbar ist, kann es keine physische Furcht geben. Die Gefahr, vor der man gewöhnlich warnt, wird durch das Bewusstsein aufgelöst. Deshalb ist das Wachstum des Bewusstseins die wichtigste Grundlage für den Fortschritt. Anstelle von Gefahr werden nur Hindernisse übrig bleiben, die jedoch nur ein Mittel für die Entwicklung von Energie darstellen. So vergewissert euch, dass es keine Gefahren gibt. (AY 406)

 

Furcht ist die Hauptursache für die Schwäche des heutigen Menschen. Worauf gründet die Macht von Diktatoren und anderen Unterdrückern? Auf Furcht!

 

Endet die Furcht, endet die Unterwerfung.

 

Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, aber die Seele nicht töten können. (Mt 10, 28)

 

Das Geschlecht der Zukunft ist so stark, weil es den Tod besiegt hat und mit ihm die Furcht.

 

 

3. Freiheit

 

Solange Sie sich selbst als sterblich ansehen, sind Sie korrumpierbar: Sie müssen sich auf alle möglichen Kompromisse einlassen, wenn Sie bedroht werden und Ihre vergängliche Persönlichkeit um ihre Existenz bangt.

 

Aus Angst um sein Leben oder das seiner Familie wird der alte Mensch zum Mitläufer noch der gewissenlosesten Bestrebungen, tut er Dinge, für die er sich schämen muss.

 

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Als Unsterblicher dagegen können Sie in allen Verhältnissen Ihre höheren Ziele verfolgen. Sie erlangen vollkommene Handlungsfreiheit. Sie werden völlig unabhängig. Sie können ohne falsche Rücksichtnahme das tun, was Sie als recht und richtig erkannt haben.

 

Sie können den Kampf für Ihre Ideale notfalls mit dem Tod (des Körpers) besiegeln – Ihre Existenz (das Leben Ihrer Seele) wird dadurch nicht gefährdet.

 

Wer sich der Lehre von der Unbegrenztheit anschließt, erlangt vor allem Handlungsfreiheit. (Hier 29)

 

Hören Sie, wie unwürdig der alte, sterbliche Mensch laviert?

Erst kommt das Fressen und dann die Moral. (Bert Brecht)

 

Was für ein erbärmlicher Satz! Er nimmt dem Menschen seine Würde und wirft ihn auf die Stufe der Tiere zurück. Er setzt in Wahrheit die Ethik außer Kraft – gerade dann, wenn es ernst wird. Prinzipien, die nur bei gutem Wetter gelten, sind aber wertlos.

 

Der Neue Mensch wirft seine Unvergänglichkeit in die Waagschale. Wenn Sie diesen Trumpf ausspielen, können Sie unbeirrt und frei von falschen Rücksichten ein Leben nach höchsten ethischen Grundsätzen führen.

 

Es gibt Geistwesen von hoher Spannung, die ihre Aufspeicherungen in vergangenen Inkarnationen gesammelt haben. Der Wesenszug, der sie von anderen unterscheidet, ist das feste Bewusstsein der Unauflösbarkeit ihres inneren Ich, wodurch der Begriff einer höheren Freiheit entsteht. (BGM II, 289 [293])

 

Das Geschlecht der Zukunft ist so stark, weil es die Furcht überwunden und damit die Freiheit gewonnen hat.

 

 

4.Würde

 

Erst als ewige Wesen sind wir in der Lage, stolz und frei unsere Bestimmung zu erfüllen. Ein jeder kann in Würde leben, selbst in den schrecklichsten Verhältnissen:

 

Ihre Würde darf nicht von den wechselnden äußeren Umständen abhängen, davon ob es Ihnen gut oder schlecht geht, ob Sie in Armut oder Reichtum leben.

 

Sie können Würde in allen Verhältnissen wahren, wenn Sie die Seele rein erhalten, ihrer Stimme lauschen und ihren Weisungen folgen – wenn Sie also Ihr höheres Selbst offenbaren.

 

Ihre Würde liegt nicht in Ihrem Körper. Er ist der physischen Kraft und großen Zahl der anderen immer unterlegen und kann gedemütigt werden.

 

Die Würde Ihrer Ewigen Individualität dagegen – eines Geistwesens aus einer höheren Welt –ist tatsächlich unverletzlich: Nichts kann sie schmälern – wenn Sie selbst es nicht zulassen.

 

 

5. Irdische Sorgen überwinden

 

Eine Seele, die sich vorübergehend auf der irdischen Ebene aufhält, ist den dort herrschenden Bedingungen unterworfen.

 

Es gibt hier keinen Frieden und keine Sicherheit, sondern nur endlosen Kampf um Leben, Gesundheit, Nahrung, Bekleidung, Behausung, Einkommen und Besitz.

 

Alles Materielle ist ständig gefährdet. Durch unablässige Arbeit müssen Sie ihr eigenes und das Überleben der Ihnen anvertrauten Menschen jeden Tag neu verdienen.

 

Gleichwohl kennt der Unsterbliche keine Sorge um das Überleben: Ein Wesen der Seelenwelt ist von materiellen Nöten nicht betroffen.

 

 

Schicksal des Körpers bedeutungslos

 

Der Unsterbliche sieht die Welt und darin sich selbst mit den Augen seiner Ewigen Individualität: Vom Standpunkt eines Wanderers auf einem unendlichen Weg, der diesen Planeten kurz besucht und bald in andere Welten weiterziehen wird.

 

Die Seele steigt hinab auf den materiellen Plan, um eine Aufgabe zu erfüllen, zu lernen, ihre Fähigkeiten zu üben, sich zu bewähren, zu wachsen und sich zu vervollkommnen.

 

Welches Los ihrem Werkzeug, dem Körper bei diesem kurzen Aufenthalt beschieden ist, ob er in Armut oder Reichtum, Gesundheit oder Krankheit, Glück oder Unglück lebt, ist für Ihre Mission ohne Bedeutung.

 

 

Von Leid nicht berührt

 

Wenn Sie sich auf dem materiellen Plan verkörpern, sind Sie unweigerlich dem Leid ausgesetzt, das hier unten herrscht: Die Berührung mit den groben Ausstrahlungen der brutalen Verhältnisse, mit der allgegenwärtigen Unvollkommenheit schmerzt. Sie müssen all die Ungerechtigkeiten und Angriffe erdulden, die die geistfeindlichen Bewohner dieser Sphären einander zufügen.

 

Nicht anders als Jesus wird auch jeder andere Erdenbürger verspottet, gedemütigt, geschlagen, falsch angeklagt, unschuldig verurteilt und vielfach gekreuzigt. (Matthias Grünewald „Isenheimer Altar“)

 

Wie Aschenputtel werden Sie erniedrigt, obwohl Sie zum Königtum bestimmt sind.

 

Dem Unsterblichen bleibt das Kreuz des Daseins keineswegs erspart. Seine Einzigartigkeit besteht darin, dass es ihm nichts anhaben kann.

 

Er ist wie der Lotus, der im Wasser lebt, aber nicht benetzt wird: Das Leid der Welt perlt wirkungslos an Ihnen ab, weil Sie wissen: Ihr wahres, unverletzliches, unsichtbares, inneres geistiges Wesen wird durch die äußere, den Körper betreffende Bedrängnis gar nicht berührt.

 

Wo liegt die Rettung vor den irdischen Sorgen?

 

Nehmen Sie den Standpunkt der Ewigkeit ein!

 

Von dort aus betrachtet verschwinden die alltäglichen Angriffe, Schwierigkeiten und Unvollkommenheiten, das Leid und die Not der Welt zwar nicht. Sie verlieren aber ihr Gewicht und werden nichtig und klein. Sie betreffen nur Ihre vergängliche Persönlichkeit, während Ihr höheres Selbst weit über ihnen steht.

 

Unsere Weltanschauung ist auf den Gedanken der Unbegrenztheit gegründet. Mit einem solchen Ideal werden irdische Sorgen unwichtig und erträglich. (Br II, 341) 

 

 

Beispiel der großen Heiligen

PordenoneLaurenzo Giustiniani und andere Heilige“

 

Nehmen wir uns ein Beispiel an den großen Heiligen und Glaubenskämpfern. Glauben wir nicht, ihnen sei es besser ergangen als uns. Keineswegs: Alle ohne Ausnahme haben sie ihr Werk mitten im irdischen Leben vollbracht und ihren vollen Anteil am Leid der Menschheit getragen.

 

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Nur ein Beispiel: Sie können sich die berufliche Existenz eines Christus als Zimmermann oder des hl. Paulus als Zeltmacher nicht konkret genug ausmalen: Sie nahmen am weltlichen Existenzkampf teil und waren denselben Misslichkeiten, Ungerechtigkeiten und Grobheiten ausgesetzt wie jeder heutige Berufstätige:

 

Waren diese beiden hohen Eingeweihten selbständig? Dann ist es ihnen nicht anders ergangen als allen Handwerkern: Die Lieferanten wollen sofort bezahlt werden, aber hinter den Kunden muss man herlaufen, um zu seinem Geld zu kommen. Oder waren sie angestellt? Dann mussten sie sich Vorgesetzten unterordnen, die geistig unter ihnen standen, und waren ihrer Gewalt und ihren Launen ausgesetzt.

 

Gleichwohl haben die Heiligen sich durch keine Erniedrigung herunterziehen lassen und die in ihrer höheren Natur begründete Würde zur Geltung gebracht – selbst am Kreuz.

 

 

6. Selbstlosigkeit

Jacques-Louis David „Der Akt der Selbstlosigkeit“

 

Neben Unverletzlichkeit ist Selbstlosigkeit die zweite große Errungenschaft des kommenden unsterblichen Menschen.

 

 

Kein Interesse an irdischen Gütern

Nikolaus Roerich „Sergius the Builder

 

Denken Sie: „Ich will dies oder jenes für mich“? Das ist eine Äußerung Ihrer vergänglichen Persönlichkeit. Ihre Ewige Individualität verlangt nichts für sich selbst, sie ist vollkommen selbstlos.

 

Anima benötigt keine materiellen Dinge, weder für ihr Überleben noch für ihr Wohlergehen!

 

Wenn Sie zu einer Seele geworden sind, werden Sie materielle Güter geringschätzen. Sie müssen sie beim Tod des Körpers ohnehin aufgeben. Sie helfen Ihnen nicht auf Ihrem unendlichen, geistigen Weg. Die Sorge um ihren Erhalt und ihre Verteidigung behindert Sie eher.

 

Seelen leben einfach, bescheiden und bedürfnislos, was der Würde des Menschen besser entspricht als die gegenwärtige Verschwendung. Sie beteiligen sich nicht an der wahnsinnigen Jagd nach Besitz, Macht und Befriedigung der Begierden des Körpers.

 

Eine Seele meidet materielle Vergnügen: Sie können ein geistiges Wesen nicht befriedigen und schwächen seine Kraft.

 

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Ihr alten Menschen zahlt teuer für euren scheinbaren Reichtum, nämlich mit Schaden an eurem Höheren Selbst: An allem, was der Körper gewinnt, verliert die Seele. Seht die heutige Zeit: Materiell so reich wie keine, geistig so arm wie kaum eine.

 

Die persönlichen Wünsche müssen sterben, damit das spirituelle Selbst geboren werden kann. (TL X, 552)

 

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Die Sterblichen um uns herum schlagen einander die Köpfe ein, um möglichst viel von dem für sich allein zu erraffen, was die Natur für alle Menschen bereitstellt und was wir alle gemeinsam erwirtschaftet haben.

 

Wir Unsterblichen wetteifern darum, mit möglichst wenig auszukommen!

 

 

Kein Kampf ums Dasein

Lex Drewinski „Homo homini lupus est“

 

Ein Geistwesen ist lediglich bestrebt, seinem irdischen Werkzeug, dem Leib, das wenige an Nahrung, Kleidung und Behausung zu verschaffen, was für seine materielle Existenz unbedingt notwendig ist – ohne dass diese Sorge von besonderer Wichtigkeit wäre. Es kämpft nicht mit anderen um diese Ressourcen.

 

Für ein Geschöpf, das gar nicht sterben kann, ist der viel beschworene Kampf ums Dasein ein sinnloses Konzept. Es würde nie wegen einiger unbedeutender physischer Belange einer anderen Seele Schaden zufügen. Es würde damit sich selbst – seinem höheren Selbst – schaden.

 

Für den alten, sterblichen physischen Menschen gilt das Gesetz des Dschungels: Der Stärkere beraubt oder frisst den Schwächeren und wird dadurch immer noch stärker.

 

Für den Neuen, unsterblichen Menschen gilt das Gesetz des Opfers!

 

 

Das Gesetz des Opfers

Tintoretto „Kreuzigung“

 

In dem seltenen Fall, dass tatsächlich einmal nicht genug zum Überleben für alle – das heißt: für alle Körper! – vorhanden sein sollte, verzichten wir Unsterblichen bereitwillig zugunsten der anderen.

 

Ein langes irdisches Leben ist kein Wert an sich. Im Angesicht der Unendlichkeit ist es ohne Bedeutung, ob ein einzelnes Leben des Leibes etwas kürzer oder länger dauert. Was sind 10, 50 oder auch 100 Jahre für ein Geschöpf, das ewig lebt? Nicht mehr als ein Wimpernschlag!

 

Eine Seele verliert nichts, sondern sie wächst, wenn sie ihren Körper opfert – der ohnehin bald vergeht. Für sie ist es besser, kurz und richtig als lang und falsch gelebt zu haben.

 

Der Tod des Körpers ist eine Kleinigkeit im Vergleich zum Tod einer Seele. (TL II, 62)

 

Ihre Seele dürstet geradezu danach, sich für den Dienst an einem großen Werk hinzugeben. Das Gesetz des Opfers besagt:

 

Ihre Ewige Individualität wird größer, wenn sie gibt, nicht wenn sie nimmt!

 

Deshalb stimmen alle spirituellen Lehren darin überein: Das wahre Glück besteht nicht im Haben, sondern im Geben!

 

So sagt auch Jesus: Geben ist seliger als nehmen. (Apg 20, 35) 

 

 

Nur ein Unsterblicher kann selbstlos sein

 

Solange Sie sterblich sind, können Sie gar nicht vollkommen selbstlos handeln: Sie müssen ja Ihre gesamte Existenz als gefährdet betrachten, wenn Sie die Belange des Leibes hintanstellen.

 

Solange Sie glauben, dass Ihr Ende kurz bevorsteht, können Sie kaum anders, als mit allen Kräften an diesem armseligen Lebensrest zu hängen, ihn mit Zähnen und Klauen zu verteidigen, möglichst weit auszudehnen und voll auszukosten.

 

Als Unsterblicher haben Sie nichts zu verlieren, weil Sie an nichts gebunden sind. Sie haben nichts zu gewinnen, weil nichts Sie verlockt.

 

Erst wenn Sie sich der Unzerstörbarkeit und Ewigkeit Ihres eigentlichen Wesens bewusst geworden sind, finden Sie zu wahrer, uneingeschränkter Selbstlosigkeit: Erst jetzt können Sie alles opfern – notfalls sogar das Leben Ihres Körpers.

 

 

Selbstlosigkeit entscheidend für Neue Welt

 

Wir werden noch sehen: Die Eigenschaft der Selbstlosigkeit ist von entscheidender Bedeutung für die Errichtung der Neuen Welt.

 

Die Geißeln der heutigen Zeit, die uns das Leben auf diesem wunderbaren Planeten zur Hölle machen, sind: Selbstsucht, Gier, die Jagd nach Geld, Macht und Genuss, der Kampf aller gegen alle. Wenn Sie tiefer nachdenken, werden Sie finden, dass die Ursache fast aller Übel der Egoismus des Menschen ist.

 

Die Armut wurde nicht von Gott geschaffen. Die haben wir hervorgebracht, ich und du mit unserem Egoismus.

 

Um die Welt wirklich zu verändern, müssen wir die allgegenwärtige Ichsucht überwinden. Die Gesellschaft der Zukunft kann nur aus Menschen gebildet werden, die zur Selbstlosigkeit gefunden haben.

 

Wir Neuen Menschen sind bestrebt, mehr in den gemeinsamen Topf einzulegen als aus ihm für uns zu entnehmen. Wir sind bereit, sowohl die notwendige Arbeit als auch die Erträge daraus gerecht mit unseren Mitmenschen zu teilen. So beseitigen wir Armut und Arbeitslosigkeit.

 

 

7. Sinnvolles Leben

 

Nur wenn Sie die Fortdauer Ihrer Existenz über den Tod des Körpers hinaus anerkennen, werden Sie auch einen befriedigenden Sinn für Ihr Leben finden.

 

Die existentialistischen Philosophen haben schon Recht: Wenn wir nur ein einziges, kurzes Erdenleben hätten, wäre unser Dasein tatsächlich absurd. Wenn alles, was Sie sich erarbeiten, wenn alle Errungenschaften, die Sie sich aneignen (Erweiterung des Bewusstseins, Ablegen von schlechten und Begründen von guten Eigenschaften, Erwerb neuer Fähigkeiten), wenn all die Fortschritte, die Sie sich mühsam erkämpfen, in wenigen Jahren schon wieder restlos vernichtet werden – warum sollten Sie sich dann überhaupt abmühen?

 

Es ist sinnlos, von Reinigung und Verfeinerung zu sprechen, bevor nicht die ununterbrochene Fortdauer des Lebens verstanden worden ist. (Br II, 348)

 

Ein sinnerfülltes Leben beginnt erst dann, wenn Sie wissen: Die Seele speichert alle diese Schätze auf und nimmt sie auf ihren weiteren, ewigen Weg mit. Nichts von ihnen geht verloren. Sie können auf dem, was Sie sich angeeignet haben, weiter aufbauen.

 

Dann können Sie sich etwas vornehmen. Dann können Sie dem Rat Jesu folgen:

 

Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. (Mt 6, 1921)

 

Das heißt: Errungenschaften, Fähigkeiten, geistige Macht ansammeln, die Ihnen auch nach dem Tod des Körpers erhalten bleiben und die Sie unbegrenzt weiterentwickeln können.

 

 

8. Unbegrenzte Entwicklung

Selvarajan Yesudian „Du bist die Sonne deines Lebens“

 

In nur einem einzigen Leben lassen sich die hohen Ziele, die Ihnen vorschweben, gar nicht erreichen.

 

In nur einem einzigen Leben können Sie das gigantische Potential, das in Ihnen steckt, nicht auch nur annähernd verwirklichen!

 

Nur der ewige Weg der Seele ermöglicht Ihnen ein unbegrenztes Wachstum, eine unendliche Entwicklung auf immer höhere Stufen, weit über den heutigen Menschen hinaus.

 

Nur so kann die stolze Idee Wirklichkeit werden:

 

Der Mensch ist auf dem Weg zu Gott!

 

 

9. Freude

Nikolaus Roerich „Krischna im Kulutal“

 

Die Synthese aller Eigenschaften des Unsterblichen ist – Freude!

 

Wahre Lebensfreude ist unabhängig von den äußeren Umständen. Sie ist eine Eigenschaft der Seele! Lebensfreude ist eine geistige Haltung. Sie kommt aus dem Herzen, wie der Volksmund so schön sagt:

 

Wer den Himmel nicht in seinem Herzen trägt, wird ihn nirgendwo anders finden.

 

Woher kommt dieses gute Gefühl, das wir Lebensfreude nennen? Warum ist solche Freude von Reichtum und Selbstzufriedenheit unabhängig? Sie kann inmitten größter Schwierigkeiten und Verfolgungen entstehen. Inmitten von Anspannungen ist solche Freude besonders kostbar und heilsam. Wir nennen sie Lebensfreude, da sie nicht von persönlichen Umständen, Erfolgen und Vorteilen abhängt.

Kann man Freude inmitten von Krankheit, Ungerechtigkeiten und Kränkungen erwarten? Doch auch unter solchen Umständen vermögen Augen bisweilen feurig zu erglänzen, ein niedergeschlagenes Haupt sich zu heben und neue Kräfte herbeizuströmen. Der Mensch beginnt, sich des Lebens zu erfreuen, vielleicht nicht seines irdischen Lebens, sondern des wirklichen Daseins. (Br II, 281)

 

Sind Sie niedergeschlagen, weil ungünstige Umstände die Verwirklichung Ihrer Pläne behindern? Das entspringt Ihrer vergänglichen Persönlichkeit. Anima, Ihre Ewige Individualität denkt anders: Sie weiß, dass sie unbegrenzt Zeit hat, um geduldig zu warten und es wieder zu versuchen, wenn die Zeit reif ist.

 

Sind Sie traurig wegen eines Verlustes oder weil sie herabgesetzt, missachtet oder beleidigt werden? Auch das sind nicht Sie selbst; so fühlt nicht Anima. Ihr wahres geistiges Wesen wird von dergleichen gar nicht berührt.

 

Tatsächlich hat Ihre vergängliche Persönlichkeit nicht viel zu lachen: Um das Wetter, die Gesundheit, das Gehalt, die Stimmung oder die Weltlage ist es vielfach schlecht bestellt.

 

Ihre Ewige Individualität kann sich immer freuen.

 

 

Leid in Freude verwandeln

Michelangelo „Pietà“, Petersdom, Rom

 

Als Unsterblicher betrachten Sie all die Hässlichkeiten und Hindernisse des alltäglichen Lebens unter einem vollkommen anderen Blickwinkel, nämlich, wie die alten Römer sagten, sub specie aeternitatis:

 

Vom Standpunkt der Ewigkeit – mit den Augen der Seele gesehen – sind alle Widrigkeiten Gelegenheiten; nämlich Möglichkeiten, die es Ihrem höheren, geistigen Selbst erlauben, weiter aufzusteigen!

 

Ohne Kampf mit widerstreitenden Kräften gibt es kein Wachstum. (Albrecht Altdorfer „Die Alexanderschlacht“)

 

Der Sterbliche droht, an den Schlägen des Schicksals zugrunde zu gehen. Er ist ein Sklave der Umstände, die ihn hin und her treiben wie ein Blatt im Wind.

 

Der Unsterbliche denkt anders:

 

Der Weg der Seele ist der Aufstieg auf immer größere Höhen, zu einer Großen Seele („Mahatma“). Also freut sich Ihre Ewige Individualität tatsächlich über alles, was sie auf diesem Weg voranbringt!

 

Jeder Wanderer, der vom Gedanken an den ewigen Pfad erleuchtet ist, kann freudvoll voranschreiten. (FW II, 425

 

Das Leben des Hiob ein klassisches Beispiel dafür, dass jedermann auf dem irdischen Pfad Leid und Not in Fülle zuteilwerden. (Léon Bonnat „Hiob“)

 

Die Seele aber kann nur an diesen Widrigkeiten ihre Kraft erproben, üben und stärken! Sie kommt auf ihrem unendlichen Weg nur bei schweren Verhältnissen voran. Ein leichtes Leben bietet ihr keine Möglichkeiten, größer zu werden.

 

Gefahren, Hindernisse und Angriffe sind Prüfungen des geistigen Fortschritts, Gelegenheiten zu Bewährung, Vervollkommnung, Übung und Stärkung der Macht des Geistes.

 

Ein Sklave kann sich in Niedergeschlagenheit abmühen, doch der feurige Geist verwandelt alles in leuchtendste Freude. (FW III, 597)

 

Die Herausforderung, die jetzt gerade vor Ihnen steht, ist die nächste Sprosse auf der Leiter Ihres Aufstiegs zu Gott! Wenn Sie sie erklommen haben, stehen Sie stärker und eine Stufe höher da als zuvor.

 

Sie müssen verstehen, dass sich diese Stufe nicht zufällig vor Ihnen auftürmt. Sie hat den tiefen Sinn, Ihnen Wachstum zu ermöglichen. Sie müssen diese Gelegenheit bewusst nutzen!

 

Wenn Sie schneller zu den Höhen kommen wollen, bitten Sie um große Herausforderungen, heißen Sie jede äußere Schwierigkeit als einen weiteren Schritt Ihres geistigen Aufstieges dankbar willkommen.

 

Lass die Sorgen des Alltags vom Sonnenlicht des höheren Selbst überstrahlen, dann werden sie sich schnell in goldene Gelegenheiten verwandeln. (ALH I, 5)

 

Die Besinnung auf unsere überirdische Existenz ist die einzige Möglichkeit, Leid in Freude zu verwandeln. Sie erlöst uns von der weltlichen Misere – nicht erst im Himmel, sondern schon auf Erden. Sie führt zu einer wahren Verklärung des irdischen Lebens.

 

Ohne äußere Hilfsmittel, allein mit der Macht seines Geistes verwandelt der Unsterbliche die Dornen an seinem Weg in Rosen. Mit dieser Haltung kann er schon auf Erden wie im Himmel leben.

 

Freude liegt im Triumph des Geistes. (Herz 71)

 

Das Geschlecht der Zukunft ist auf einem ewigen geistigen Weg und damit in allen äußeren Verhältnissen stets optimistisch und voller Lebensfreude!

 

 

Funktion des Leides

 

Sie klagen: Die Welt ist unvollkommen, weil es so viel Leid gibt. Das ist aber falsch. Richtig ist:

 

Es wird nur noch solange Leid geben, wie die Welt noch unvollkommen ist.

 

In einer vollkommenen Welt wird Leid nicht mehr benötigt, es hat dort keinen Zweck mehr zu erfüllen.

 

Schmerz weist den Körper auf Schwachstellen oder falsches Verhalten hin. Wenn ich beständig mit dem Kopf gegen die Wand stoße, signalisiert mir der Körper durch Schmerz, dass ich ihm Schaden zufüge, wenn ich so weitermache.

 

Eigentlich muss ich für diese Mahnung dankbar sein. Genauso ist es mit Leid:

 

Wie Schmerz dem Körper, zeigt Leid der Seele auf, wo sie noch schwach ist oder sich falsch verhält.

 

Auch dafür kann der Wanderer auf dem Geistigen Pfad nur dankbar sein. Diese Hinweise ermöglichen ihm erst, Schwachstellen zu beheben, Fehlverhalten abzustellen und seine Ewige Individualität weiterzuentwickeln. Ist das gelungen, endet das Leid, weil es dann keine Funktion mehr hat.

 

Eine große, starke Seele kennt kein Leid so wie ein gesunder Körper nicht schmerzt. (Michelangelo „David“)

 

Das Zeichen für Gesundheit des Geistes ist – Lebensfreude!

 

 

Freude ist eine besondere Weisheit

 

Eine Große Seele ist kein Lämmlein, das  auf der Weide herumtollt und vom Bösen, Hässlichen und Widerwärtigen nichts weiß.

 

Im Gegenteil: Sie ist durch allen Schmerz der Welt hindurchgegangen und hat ihn geistig überwunden.

 

Sie nimmt inmitten der weltlichen Verwirrung die überlegene Haltung eines Königs des Geistes ein, der fest auf dem Thron seines höheren Selbst sitzt, unbeirrt von den Umständen seinen Weg geht und an Widerständen sogar noch wächst.

 

Ich rate euch, zu verstehen, dass die Sorgen nicht verringert werden können. Nur so erkennen wir, dass Freude eine besondere Weisheit ist. (FW I, 522)

 

Ein König ist kein König, weil er nie in Schwierigkeiten kommt. Ganz im Gegenteil: Er erweist sich gerade dadurch als wahrer Herrscher und Anführer, dass er souverän auch das größte Unglück mit einem überlegenen Lächeln meistert.

 

So tragen erfahrene Lastträger ihre Lasten singend den Berg hinauf. (Gem 180) (Nikolaus Roerich „And we are trying“)  

 

Das ist die Mozartsche überirdische Freude inmitten allen Leids und aller Kleinlichkeit: Die Lebensfreude eines großen Geistes an jedem neuen Tag – nämlich an jeder Gelegenheit, weiter zu wachsen. (Mozart Konzert für Klarinette und Orchester)

 

Diese wahre, innere Freude ist das Zeichen der Weisheit eines Lebensmeisters, der sich über die Dinge erhoben hat und – was immer ihm auch zustößt – den Standpunkt der Ewigkeit einnimmt. Diese Lebensfreude ist in allen, auch den schlimmsten Verhältnissen möglich.

 

Sie beendet die abstoßende, sich selbst aufgebende Haltlosigkeit, die die Sterblichen bei jeder größeren und kleineren Katastrophe an den Tag legen. Dieses würdelose Gejammer muss ein Ende haben!

 

Im Lächeln verbirgt sich eine Macht. (Leonardo da Vinci „Mona Lisa“)

 

Wir finden erneut bestätigt: Der Mensch ist, was er denkt.

 

Wer seinen Geist so trainiert, dass er sich freut, was immer geschieht, ist tatsächlich ein freudiger – und damit ein größerer, schönerer Mensch. Je weniger diese Übung gelingt, desto mehr machen wir uns selbst zu traurigen, niedergeschlagenen, hoffnungslosen, kleinen Wesen.

 

 

Lebendiges Beispiel

 

Sehen wir uns ein Beispiel aus der heutigen Zeit für diese Haltung an: Kennen Sie diesen Mann?

 

 

Wie würden Sie ihn einschätzen? Offenbar ein ziemlich grober Klotz. Jemand, dem man nicht gern im Mondschein begegnen möchte. Vielleicht ein Gangsterboss aus Chicago?

 

Und jetzt sehen Sie denselben Mann – und erkennen ihn sofort:

 

 

Nelson Mandela!

 

Wissen Sie, was zwischen diesen Bildern liegt? Über 25 Jahre Gefangenschaft auf Robben Island, einem der schlimmsten Orte der Welt! Die meisten wären an dieser Tortur zugrunde gegangen. Mandela aber hat genau gewusst, dass man ihn zerbrechen wollte. Er hat für sich und seine Mitgefangenen eine Gegenstrategie entwickelt, die sich als stärker erwies als die schrecklichsten Umstände.

 

Nelson Mandela hat eine Gelegenheit gesehen und ergriffen. Er hat noch die fürchterlichsten Verhältnisse bewusst genutzt, um geistig zu wachsen.

 

Er ist als verhältnismäßig grober Typ in das Gefängnis hineingegangen und hat sich erst dort zu einem großen, weisen, überlegen lächelnden Menschen entwickelt.

 

So ist vom Standpunkt eines hohen Bewusstseins selbst ein Vierteljahrhundert im Gefängnis ein Segen, ein Grund zu Dankbarkeit und Freude.

 

Nutzen auch wir die kleine Bürde, die uns auferlegt ist, um größer zu werden! Dann können wir uns über die scheinbare Last freuen, die in Wahrheit eine Sprosse der Himmelsleiter ist. (Michael Lukas Leopold Willmann „Die Engelsleiter“)

 

 

Teil IV: Das Potential eines Geistwesens nutzen

 

Sie haben gelernt, wie Sie in sieben Schritten zu einem Unsterblichen werden und eine neue Identität annehmen können (geschlechtslos, alterslos, über den Völkern und Religionen stehend).

 

Wir haben gesehen welche Eigenschaften einen Unsterblichen auszeichnen (Unverletzlichkeit, Unbesiegbarkeit, Furchtlosigkeit, Freiheit, Freude).

 

Jetzt kommen wir zum Ende unserer Sendung. Damit beginnt aber die eigentliche Arbeit erst.

 

*****

 

Wir fragen ein letztes Mal: Was heißt es, ein unsterbliches, nicht-materielles Wesen zu sein; ein Geschöpf, das man nicht sehen und nicht berühren kann?

 

„Leben“ bedeutet „Wachsen“. Was nicht mehr größer wird, ist tot.

 

Blumen oder Bäume erfüllen ihre Bestimmung, indem sie der Sonne entgegenwachsen. Dasselbe gilt für Ihr Geistwesen. Es will größer werden, wie ein Kind. Wenn es stehenbleibt, erstarrt es und stirbt.

 

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Wachsen heißt: Die Fähigkeiten entwickeln, die in Ihnen angelegt sind.

 

Wir haben aus dem Potential eines Unsterblichen von Unverletzlichkeit bis Freiheit und Freude nur die allerersten Anfänge erwähnt. Tatsächlich eröffnen sich Ihnen, sobald Sie zu einem Geistwesen geworden sind, Möglichkeiten, die so phantastisch sind, dass Sie sie kaum glauben werden:

 

Ein nicht-materielles Wesen ist nicht an die Beschränkungen von Materie, Zeit und Raum gebunden. Es kann– wie die „Geister“ bei Sartre – durch Wände und geschlossene Türen gehen. Es kann wie mit Röntgenstrahlen durch feste Gegenstände hindurchsehen und in geschlossenen Büchern lesen. Es kann levitieren, also sich wie der hl. Joseph von Copertino und andere Heilige über den Boden erheben, wie Jesus auf dem Wasser wandeln, wie ein Yogi auf dem Wasser sitzen (Nikolaus Roerich „Lotus“), durch Feuer schreiten und sogar fliegen. Es ist immun gegen Krankheiten. Es beherrscht Telekinese, das heißt, es kann wie Uri Geller Gegenstände allein mit seiner geistigen Kraft bewegen. Es kann wie eine Sendestation Gedanken übertragen und wie ein Radio Gedanken empfangen und verstehen. Es kann fremde Sprachen verstehen und sich wie der hl. Franz von Assisi mit Tieren verständigen (Nikolaus Roerich „Franz von Assisi“). Es kann wie Jesus mit seiner geistigen Kraft heilen und wie ein Prophet die Zukunft voraussagen.

 

„Wunder“ oder besser: Höhere Fertigkeiten dieser Art, wie sie aus dem Leben Jesu und zahlreicher Heiliger zuverlässig berichtet werden, sind nichts anderes als die ganz natürliche Folge der Entwicklung der geistigen Kräfte Ihrer Seele. In jedem von uns steckt der Keim dieser Fertigkeiten, andere sind uns nur in ihrer Entwicklung voraus.

 

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Beginnen Sie, diese gigantischen Möglichkeiten Ihres höheren Selbst zu realisieren.

 

Strafen Sie Nietzsche Lügen, der sagte:

 

Wir sehen heute nichts, das größer werden will. (Zur Genealogie der Moral) (Hans Olde „Nietzsche“)

 

Halten wir uns lieber an Goethe und spitzen wir die Pyramide unseres Daseins so hoch als möglich in die Luft! (Goethe an Lavater, ca. 20.09.1780)

 

Wie bei Ihren Muskeln gilt: Wenn Sie Ihre geistigen Kräfte anwenden, werden sie wachsen.

 

Wenn Sie Ihre physischen Kräfte üben, wird Ihr Körper großer und stark.

 

Wenn Sie Ihre geistigen Kräfte üben, wird Ihre Ewige Individualität groß und stark.

 

Die Bestimmung Ihrer heute noch kleinen Seele ist es, schließlich zu einer Großen Seele – zu einem Mahatma – zu werden! (Nikolaus Roerich „Fiat Rex“)   

 

 

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